Podcast: Wein für Wein
Text: weinfuerwein.at • Fotografie: Wein für Wein
Sauvignon Blanc Ried Moarfeitl 2021
Kategorie: classic – funky – crazy
Albert Neumeister übernimmt das Weingut seiner Eltern Mitte der 80er, ganz knapp vor dem Weinskandal und kommt somit genau richtig für den großen Aufschwung des steirischen Weins. Plötzlich waren die trockenen, leichten Weine der Steirer extrem gefragt, die Buschenschanken waren überlaufen, der Betrieb der Neumeisters ist förmlich explodiert. Christoph wuchs in dieser Zeit des extremen Aufschwungs auf: „Etwas anderes als diesen Aufwärtstrend kannten wir gar nicht.“
Bis Ende der Nullerjahre hielt sich dieser Trend, erst mit Christoph kam dann die nächste Generation ans Ruder, das konstante Wachstum und das damit verbundene absurd hohe Arbeitspensum wurde hinterfragt. Christoph besuchte auf Wunsch der Eltern hin die HLBL für Obst- und Weinbau in Klosterneuburg, damals die einzige Weinbauschule mit Matura. Auch wenn im Teenageralter vielleicht nicht so viel Fachliches hängen blieb, sind unter den Schulkolleg:innen doch bis heute wichtige Freundschaften entstanden. Nach der Schule ging’s für Christoph im Rahmen des Pflichtpraktikums nach Südtirol zu Loaker – Vorreiter im Bereich der Biodynamie. Dort wurde Christoph klar, dass es sogar im noch regenreicheren, wärmeren und steileren Südtirol möglich ist, biologisch bzw. biodynamisch zu arbeiten. Nach einem Abstecher nach Australien ging’s für ihn relativ früh wieder zurück nach Straden.
„Weinbau ist einer der letzten Bereiche, in denen so extrem langfristig gedacht wird.“ Als Christoph Anfang der 2000er heimkommt, steigt er ins Familienweingut ein und zieht er sofort die Bremse an, was das Wachstum angeht. Langsam und stetig dreht er an den Stellschrauben im Betrieb, leistet quasi Vorarbeit für den Zeitpunkt der endgültigen Betriebsübernahme. Ab 2008 ist Christoph am Ruder, gemeinsam mit seinem Bruder arbeitet er am Weingut während seine Eltern das zugehörige Restaurant Sazianistube samt Gästezimmer übernehmen. Im gleichen Jahr macht er Biokurse und setzt die neuen Erkenntnisse gleich direkt im Betrieb um. Er stoppt den Traubenzukauf, konzentriert sich voll auf die Eigenfläche. „Das Ziel war nach 15 Jahren nur noch biozertifizierte Trauben zu produzieren, mit wenigen, konzentrierten Trauben am Stock. Jede Flasche muss wertvoll sein.“
Verkostungsnotiz
Ein sattes Goldgelb im Glas. In der Nase ist sofort einiges los: Eine mineralische Rauchigkeit, gepaart mit einer dunkelgrünen Vegetabilität, die einiges an Frische mitbringt, dazu etwas Steinmehl und eine Meeresbrise. Im „Übergang zum Körper“, wie’s der Christoph nennt, breitet sich der Wein zunächst schön am gesamten Gaumen aus, bevor die Säure mit voller Power anschiebt, getragen von einem feinen Gerbstoffgerüst. Dazu kommt eine schöne Frucht, die dem Ganzen Saftigkeit verleiht, bevor uns wieder ganz stark die Salzigkeit abholt, zusammen mit fast speckiger Rauchigkeit und dunkler Vegetabilität. Kady erinnert diese Kombination ganz stark an Kapern. Im ewig langen Abgang bleibt uns neben dem Salz auch die Würzigkeit. „Wie eine Brettljause“, meint der Christoph, und wir lieben den Vergleich. Der Moarfeitl macht uns schon extrem viel Freude!
Das können wir noch empfehlen…
Kurz: Alles! Die Weine von Christoph eint eine ganz präzise, eigenständige Stilistik, die man auf jeden Fall zumindest probiert haben muss. Neben dem Sauvignon Blanc macht Christoph auch die mitunter spannendsten Grauburgunder, die wir kennen – insbesondere den Ried Saziani. Natürlich ist der Sauvignon Blanc Alte Reben ganz besonders schön.
Podcast-Folge Nr. 144
Die Podcast-Folge mit Christoph Neumeister könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.